Behandlung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
Schwindel bezeichnet ganz allgemein einen Verlust oder eine Unsicherheit der räumlichen Orientierung. Sie kann auch eine als unangenehm empfundene scheinbare Bewegung sein. Schwindel ist kein einheitliches Krankheitsbild, sondern das unspezifische Symptom einer ganzen Reihe unterschiedlichster Erkrankungen.
Den physiologischen Schwindel empfinden wir als „normal“, zum Beispiel nach schnellem Drehen des Körpers oder in großer Höhe.
Der pathologische Schwindel tritt auf, wenn
- eine (oder auch beide) der Hauptarterien (die Arteria vertebralis), die das Gehirn mit Blut versorgen, durch Ablagerungen verengt oder verschlossen ist
- der Atlas verschoben ist
Beides kann man mit Tests bestätigen oder ausschließen.
Können diese Auslöser ausgeschlossen werden, liegt die Ursache wahrscheinlich im Innenohr.
Hier befindet sich das Gleichgewichtsorgan. Es besteht aus
- 3 Bogengängen, sie messen die rotatorischen Bewegungen.
- dem Utriculus, kleiner Schlauch, er ist der Ansatz- und Endpunkt der Bogengänge und misst die Translationsbewegungen. In ihm sind die „Steinchen“ eingelagert.
- dem Sacculus, rundliches Bläschen, das für die Gravitationsbewegung zuständig ist.
Wenn sich nun die Steinchen aus dem Utriculus in einen der Bogengänge hineinbewegen, kommt es zu einer Fehlinformation und der Lagerungsschwindel tritt auf. Um ihn zu behandeln muss man herausfinden, welcher Bogengang betroffen ist und wie der Schwindel auslösbar ist.
- Tritt er auf, wenn Sie sich hinsetzen oder aufrichten oder entsteht er bei einer Kopfdrehung im Sitzen oder Liegen?
- Dauert es etwa 10 Sekunden, bevor der Schwindel heftig einsetzt und endet er nach ca. 30 Sekunden?
- Oder setzt er sofort ein, ist heftig und dauert länger als ein Minute?
Wenn geklärt ist, welcher Bogengang der Auslöser ist, können mit einem entsprechenden Manöver die Steinchen durch den Gang wieder an ihren Platz zurückgeführt werden.
Hausaufgaben runden die Behandlung ab.
Es gibt einen weiteren Schwindel: Ein plötzlicher eintretender heftiger Drehschwindel. Er ist oft gepaart mit Übelkeit, manchmal auch Erbrechen, mit Gangunsicherheit und Tendenz zum Fallen zu der betroffenen Seite.
Verstärkt sich der Schwindel durch Bewegung, nimmt im Liegen ab und das Gehör ist nicht betroffen, spricht man von einer Neuritis vestibularis. Es handelt sich hierbei um den kompletten Ausfall eines Gleichgewichtsorgans. Die Funktion des Vestibularisorgans lässt sich nicht wiederherstellen.
Eine mögliche Ursache ist die Reaktivierung des Herpes-simplex Virus HSV 1, der zu einer Entzündung des Vestibularnervs führt. Eine Gabe von Cortison in den ersten Stunden lässt den Nerv wieder abschwellen,
der dadurch wieder durchblutet wird. Medikamente, welche die schlimmsten Beschwerden, wie Schwindel und Übelkeit, lindern können, sollten nicht allzu lange gegeben werden, da sie die wichtige zentrale Kompensation hemmen.
Maßnahmen, die in den ersten drei Tagen für Linderung sorgen können, sind Bettruhe, den Kopf ruhig halten und den Raum abdunkeln.
Ab dem dritten Tag können schon Übungen mit Blickfixation und langsamer Blickfolge die Rekonvaleszens und die Kompensation durch das Gehirn einleiten. Es folgen Übungen mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad aus unterschiedlichsten Ausgangstellungen.